Ende Oktober 2020 flog, zumindest im Amateurhandball, letztmalig die Kugel durch die Halle. Es sollte ein Lockdown für einen Monat geben, alles runter fahren, um das profitable Weihnachtsgeschäft zu retten. Die Inzidenz in Deutschland ist in die Höhe geschossen, viel extremer als beim ersten mal, also versuchte die Politik mit einem Novemberlockdown die Sache in den Griff zu bekommen. Bekanntlich wurde daraus nichts, die Einschränkungen wurden weiter verschärft, denn die Lage in den Krankenhäusern des Landes verschärfte sich zusehends. Monat für Monat hoffte man das es vielleicht doch mit dem Amateursport in irgendeiner Weise weiter gehen kann, doch spätestens im Februar war dem letzten Optimisten klar, das auch diese Saison kein sportliches Ende finden wird.
Schade sicherlich aus Sicht der SG ABUS Dessau, schließlich hatte die Mannschaft zum Zeitpunkt des Abbruchs auf Platz eins gestanden, und wer weiß was alles möglich gewesen wäre, hätte die Saison 2020/21 nicht solch ein Ende gefunden. Verständnis für die Entscheidung hatte bei der SG jeder, schließlich ging es um das Leben vieler Mitmenschen.
Die Rückkehr zur Normalität, besonders für die Hallensportler, begann erst im Juni. Die dritte Corona Welle fand im Frühjahr ihr Ende, die Fußballer durften schon im Mai in kleinen, dann in größeren Gruppen trainieren. Die Rückkehr in die Turnhallen des Landes, war den Handballern erst im Juni erlaubt, fast 8 Monate nach dem vorläufigen Abbruch, der ja nur einen Monat dauern sollte. Eine so lange Zeit geht an einem Sportler ohne Training ja nicht spurlos vorbei. Wer nicht selber was für seine Fitness getan hat abseits der Gruppe, wird sicherlich zum Start in die neue Spielzeit einige Probleme bekommen.
Ganz bewusst haben Trainer Marcel Kerner und sein neuer Assistent Maik Schulze auf die ganz harte Vorbereitung verzichtet, um nach der langen Unterbrechung die Spieler nicht unnötig zu belasten, denn die SG ABUS Dessau tritt ja schon traditionell mit einem sehr kleinen Kader die Saison an, und da braucht es keine verletzten Spieler durch eine vielleicht zu harte Saisonvorbereitung. Das Gros der Mannschaft ist immerhin schon Mitte 30 oder Anfang 40 und da macht der Körper auch nicht mehr jede Belastung mit. Außerdem war ohnehin durch Urlaub oder Arbeit nur ein kleiner Teil der Mannschaft beständig im Trainingsbetrieb, sodass nur die Basics auf dem Plan standen, um diese wieder in Fleisch und Blut übergehen zu lassen.. Den Ball fangen konnte noch jeder und die Würfe auf das Tor überstanden ebenfalls alle Akteure ohne Schmerzen in der Schulter. Wie es mit dem Rest bestimmt ist, wird das erste Saisonspiel zeigen. Ohne Vorbereitungsspiel geht es für ABUS gleich von 0 auf 100. Die denkbar schwerste Aufgabe wartet zum Start in die neue Anhaltligasaison auf das Team von Trainer Marcel Kerner. Auswärts und gleich die weiteste Fahrt von allen, wer sich mit dieser Liga auseinandersetzt, der weiß von welchem Team die Rede ist. Der TV FrischAuf Holzdorf ist der erste Gegner zum Liga Auftakt und viel schwerer hätte das Los nicht sein können. Seit Jahren dominiert das Team, was an der Landesgrenze zu Brandenburg die Heimspiele austrägt die Anhaltliga und diese auch vor 2 Jahren mit dem Double aus Meisterschaft und Pokalsieg abgeschlossen hat. Die Holzdorfer sind zu Hause nahezu unschlagbar mit einem enthusiastischen Publikum im Rücken, das die Mannschaft in schwierigen Situationen weiter nach vorne pusht. Lange Jahre gab es für die SG ABUS Dessau dort nichts zu holen, erst im Jahr nach dem Titelgewinn der Holzdorfer, gewann das Team aus der Bauhausstadt denkbar knapp mit einem Tor unterschied wieder beim Ligaprimus.
Trainer Marcel Kerner hofft natürlich darauf, dass die Mannschaft den letzten Erfolg in Holzdorf wiederholen kann. In der im vergangenen Jahr abgebrochenen Saison gab es keinen Vergleich mit den FrischAuflern, somit bleiben die 2 Siege aus der Spielzeit 19/20 noch in guter Erinnerung. Das Problem für den kommenden Samstag wird allerdings das Personal werden, was der Trainer zur Verfügung hat. Mit den beiden Saacks aus der Rückraum Reihe, fehlt auch Co Trainer und Torwart Maik Schulze. Maik Engelbrecht hat seine Handball Schuhe an den Nagel gehängt, und ABUS Urgestein Stephan Schwebs kann nur angeschlagen die weite Reise antreten. Eigentlich kann man schon fast Parallelen ziehen zum letztjährigen Saisonauftakt. Die Personaldecke war ebenfalls sehr dünn, und es warteten zum Auftakt die favorisierten Coswiger. Mit den bescheidenen Verhältnissen gelang dennoch überraschend ein Sieg. Vielleicht wiederholt sich die Geschichte und ABUS startet mit einem Sieg in die neue Saison, die, wir hoffen es alle, nun auch wieder zu Ende gespielt wird. Los geht es am Samstag um 17:15 Uhr in Holzdorf.